International Association Against Psychiatric Assault
c/o Lawyer/Rechtsanwalt André Raeber, Hinterbergstrasse 24, 6312 Steinhausen, Schweiz/SwitzerlandThe association is a Human Rights organization that opposes psychiatric coercion and aims to abolish psychiatric coercive measures altogether, promoting the fundamental rights of self-determination, liberty, and human dignity.
Ausstellung
im Hygiene-Museum Dresden
verfälscht Kontinuität zum Bruch
Script
des Beitrags in der Radiosendung ColoRadio, Dresden, vom 5.10.2006
Ein
Gespenst geht um in der Stadt – Dresden wird aber nicht mehr nur heimlich
von der Psychiatrie heimgesucht, sondern deren kriminelle Vergangenheit und
Gegenwart wird anhand von zwei Großveranstaltungen öffentlich verhandelt:
Am 11. Oktober eröffnet das Hygiene-Museum eine Sonderausstellung, Tödliche
Medizin, die präziser Mörderische Mediziner genannt
worden wäre. Die Ausstellungseröffnung wird von Protesten begleitet
werden, das Thema des heutigen Beitrags. Kurz vor Ende dieser Sonderausstellung
wird im nächsten Jahr die international in der World Psychiatric
Association (WPA) organisierte Zwangspsychiatrie vom 6.-8. Juni einen
Kongress zum Thema Zwangsbehandlung hier abhalten.
Die
Ausstellung Tödliche Medizin hatte in der ursprünglichen
Version im US Holocaust Memorial Museum noch den Untertitel Creating
the Master Race und thematisiert die medizinische Ideologie und die
ärztlichen Massenmorde, die, schlimm genug, leider immer noch im Nazi-Jargon
mit Euthanasie verharmlost werden.
Das
Hygiene-Museum hat den Untertitel verändert in Rassenwahn im Nationalsozialismus.
Jan
Groth konnte letzten Donnerstag für diese Sendung ein Interview mit Frau
Uhlig vom Hygiene-Museum führen, das wir aufgezeichnet haben und nun
in kommentierten Auschnitten wiedergeben. Sie antwortete auf seine Frage nach
dem neuen Untertitel:
Antje Uhlig, Projektleiterin:[ihre Anwort ist hier zu hören: http://www.dissidentenfunk.de/archiv/s0701/audio/hi/t10.mp3]
Der neue Untertitel ist ein schwerer Fehler, um nicht zu sagen, eine Lüge
ums Ganze: Mit dem Begriff des Wahns soll den Mordaktionen das
Vernünftige abgesprochen werden, das, was jedoch genau die Mörder
für sich in Anspruch nahmen, indem sie die Unvernünftigen, die Wahnsinnigen,
die Irrenhäusler, als erste mit Zwangssterilisation verfolgten und ab
1939 vergasten.Es
war also genau ein Akt gegen den in den Wahnsinnigen repräsentierten
Wahnsinn. Damit wird vom Hygiene-Museum der Täter zum Opfer stilisiert,
und die Schuld herausdividiert. Mit der Verwendung des Wortes Rassenwahn
wird versucht den Massenmord einem angeblichen Wahnsinn anzulasten,
genauer spezifiziert als Wahnsinn im Nationalsozialismus, um damit
die von den Ärzten der Vernichtung durch eine mörderische Diagnose
Anheimgefallenen auf denselben außerirdischen Orbit zu schicken, in
dem man die Mörder so gerne wähnen möchte. So windet sich die
Vernunft um ihre Abgründe und entsprechend organisiert das Hygiene-Museum
das Erinnern genau so, dass das Vergessen gewährleistet wird
“Adolf
Hitler als Arzt des deutschen Volkes”…
…zeigt,
wie ärztlich die Nazis waren
—–Exponat
der Ausstellung:
—-Zeitschrift “Volksgesundheitswacht”
1935 Nr. 8 – Seite 3Womit
wir zum Hauptkritikpunkt an der Ausstellung kommen: Es soll ein Bruch vorgetäuscht
werden, wo tatsächlich Kontinuität herrschte: Nach der Beendigung
des zentral organisierten und auf eine Autorisierung von Hitler zurückgehenden
Gaskammermordens 1941, folgte einerseits der Export der Mordmethode und des
Personals der Aktion T4 nach Polen zum Aufbau der Vernichtungslager, die in
Folge der Wannseekonferenz 1942 in Betrieb gingen. Andererseits wurde das
Morden direkt in den Psychiatrien und Anstalten insbesondere mit Verhungern
und Todspritzen fortgesetzt. Dafür gab es genauso wenig, wie für
die Morde in den Vernichtungslagern, einen formellen staatlichen Mordauftrag,
sondern einen breiten Konsens der Mörder, ihrer Helfer und Mitwisser,
die sich auf die Interessen bzw. den Willen der Volksgemeinschaft beriefen.
Um
es ganz klar und deutlich zu machen: diese Opfer waren selbstverständlich
eingesperrt. Das ist das Kennzeichen einer Zwangs-Psychiatrie, auch wenn sie
ihre Gewalttätigkeit heute noch versucht zu vertuschen. Wer jemanden
einsperrt hat die Kontrolle und Verantwortung für dessen Leben übernommen.
Wenn ein Weggesperrter von dem Einschließenden nicht ausreichend mit
Nahrungsmitteln versorgt wird, ist das immer Mord, wenn der Eingesperrte deswegen
verhungert. Es ist Mord, nicht nur Totschlag, weil alle Einsperrenden wissen,
dass Menschen ausreichend essen müssen, um zu überleben. Der Entzug
von genügend Nahrungsmitteln mit Todesfolge kann deshalb nur als ein
absichtlich herbeigeführter, grauenhafter Mord an der Person verstanden
werden, die weggesperrt ist.
Dieses
dezentrale Morden mit denselben Mordmethoden, derselben Gruppe der Opfer und
derselben Gruppe der Täter wurde von 1945 bis 1949 genauso fortgesetzt,
wie es von 1941 bis 1945 geschah. Diese Kontinuität wird vom Hygiene-Museum
geleugnet, und stattdessen wird behauptet, im Mordsystem sei 1945 ein Bruch
gewesen und die Zeit der tödlichen Medizin 1945 zu Ende gewesen,
obwohl die gegenteilige Quellenlage bekannt ist. Stattdessen wird in einem
Antwortschreiben, auf die Forderung der International Association Against
Psychiatric Assault, der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener,
dem Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Berlin-Brandenburg und der Irren-Offensive,
die über 20.000 Mordopfer von 1945 bis 1949 nicht zu leugnen, vom Hygiene-Museum ein geradezu groteskes Kriterium genannt: Die genauen Umstände
jedes Einzelfalls eines Mordes müßten bewiesen sein, um zurecht
von Mord zu sprechen.So
nimmt das Hygiene-Museum ab 1945 eine Beweislastumkehr vor, die dann ja auch
für die Morde von 1941 bis 1945 gelten müßte. Damit wird das
Systematische an den begangenen Verbrechen und die damit einhergehende systematische
Vertuschung der Taten durch die Täter zulasten der Anerkennung der Opfer
als Opfer ausgeblendet. Dieser perfide Zug erinnert an die höhnischen
Versuche der Holocaustleugner, wenn sie behaupten, irgendwelche bestimmten
kriminologischen Beweise würden fehlen und deshalb sei nur ein Bruchteil
der Morde begangen worden. Er ist auch deshalb obszön, weil er dem Großteil
der über 20.000 Opfer, die dann angeblich nicht ermordet wurden, unterstellt,
dass sie an zu wenig Medizin, an medizinischer Vernachlässigung, gestorben
seinen, sich womöglich einverständlich hätten umbringen lassen,
wie damals mit dem Wort Euthanasie versucht wurde, das Morden
wegzuleugnen und dieser Euphemismus leider bis heute verwendet wird.
Jan
Groth fragte dazu Frau Uhlig.
Antje Uhlig, Projektleiterin:[ihre Anwort ist hier zu hören: http://www.dissidentenfunk.de/archiv/s0701/audio/hi/t10.mp3]
Das Museum hält also daran fest, eine Kontinuität als Bruch darzustellen.
Dagegen wird am 11. Oktober ab 12.30 Uhr vor dem Hygiene-Museum demonstriert.
Insbesondere abends ab 17.30 Uhr sollten möglichst viele kommen, so dass
bei der Eröffnungsfeier mit Innenminister Schäuble und dem amerikanischen
Botschafter, sowie Ministerpräsident Milbradt deutlich wird, dass der
Geschichtsfälschung und der Verleugnung von über 20.000 Mordopfern
widersprochen wird.
Bitte gebt diesen Termin 11. Oktober weiter:Wider das
Vergessen: am 11. Oktober 2006 ab 12.30 Uhr und insbesondere ab 17.30 Uhr
vor dem Hygiene-Museum.