Fishel Shneorson

 

Der Fall Bernburg

Der Streit

Geteilte Moral

Die Einweihung der Gedenktafel am 2. Mai fand mit aktiver Beteiligung der Gedenkstättenleiterin Frau Dr. Ute Hoffmann statt. Diese offizielle Anerkennung wurde aber nach der Berichterstattung im "Neuen Deutschland" offensichtlich auf Druck aus dem psychiatrischen System, dem System der Täterprofession, am 16.5. plötzlich widerrufen. Per E-Mail wurde uns mitgeteilt, dass die Gedenkplatte entfernt wurde. Wir würden angebl. "relativieren", indem wir der Mordopfer bis 1948 erinnerten. Ab 1945 wären diese nicht mehr von den Nazis ermordet worden. Darauf antworteten wir, daß wir der Opfer gedenken, nicht ihrer Mörder, und dass es für uns keine Rolle spielt, ob die Mörder während einer Nazi-Diktatur oder danach die Verbrechen begingen. Wir wiesen darauf hin, daß der Verweis auf "Nazis" bei den Ärztemorden unbegründet ist und erinnerten daran, dass, obwohl von dem Ober-Nazi Hitler die Einstellung der sog. "Euthanasie"-Morde schon 1941 angeordnet wurde, die Ärzte diese Anweisung mißachteten und das Morden insbesondere durch planmäßiges Zu-Tode-Hungern bis 1948 weiterging. In ihrer Antwort hielt die Historikerin Dr. Hoffmann an ihren Vorstellungen fest: Sie haben keine Erlaubnis, diese Jahreszahlen in Erinnerung zu bringen.

Damit hat die Historikerin Dr. Hoffmann, handelnd im Auftrag des Staates, bewiesen, welche geteilte Moral sie hat: Die guten Opfer sind die bis 1945, die mitsamt den "Nazis" auf einem außerirdischen Nazi-Planeten "entsorgt" werden können. Ihrer sei zu "gedenken", um sich so nachträglich selbst zum Alliierten der Siegermächte phantasieren zu können. Die schlechten Opfer sind die von 1945 bis 1948, die zwar vom gleichen Personal, mit denselben Methoden, unter demselben Vorwand einer psychiatrischen Diagnose, die zum Todesurteil wurde, umgebracht wurden, aber ihrer darf nicht gedacht werden. Diese ärztlichen Morde sollen weiterhin vergessen bleiben.

Mit dieser geteilten Moral hat sich Frau Dr. Hoffmann und der sie beauftragende Staat zum Teil eines Täterschutz-Kartells gemacht. So zeigte sich in den letzten Sätzen der Ansprache von Hagai Aviel leider die traurige Wahrheit: In Bernburg wird wie mit einem Fernrohr eine obszöne Peep-Show ins Horrorkabinett auf einem außerirdischen Planeten inszeniert. Das ist ein Disneyland- "Gedenken", gut für den Tourismus, wo die Gaskammer dann noch zur "Arbeitsplatzsicherung" in Bernburg dienlich wird - ein angebliches "Gedenken", das tatsächlich nur ein Vergessen-Machen ist.

Die Gedenktafel wurde inzwischen von Hagai Aviel abgeholt und ist auf dem Weg nach Israel.

René Talbot

Bilder, Video und Presseecho unter:
www.freedom-of-thought.de/may2/may2_2004.htm#bernburg

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