Fishel ShneorsonDer Fall Bernburg

Bernburg: ehemals
psychiatrische Vernichtungsstätte in der nationalsozialsitischen
Zeit, heute psychiatrisches Krankenhaus und Forensik

Gedenktafel
Der auf der nächsten Seite wiedergegebene Text ist von der Gedenktafel, die von Mitgliedern der internationalen Organisation IAAPA (International Association Against Psychiatric Assault) in der Gedenkstätte in Bernburg am 2. Mai 2004, dem Tag der Erinnerung an den ärztlichen Massenmord in Deutschland 1939-1948 und dem Tag des Widerstandes gegen psychiatrische Menschenrechtsverletzungen, angebracht wurde.

Vov 1939 bis ´48 wurden in Deutschland schätzungsweise 300.000 psychiatrische Gefangene systematisch ermordet. Die Morde fingen mit der sogenannten "Aktion T4" an, die von 1939 bis 1941 dauerte. Insgesamt wurden mindestens 275.000 Menschen (nach Angaben der Nürnberger Prozesse) in der Zeit von 1939 bis 1945 - dem Ende des nationalsozialistischen Regimes - ermordet. Aber die Morde durch systematisches Verhungernlassen in den psychiatrischen Gefängnissen in Deutschland wurde bis 1948/49 fortgesetzt, so dass noch 25.000 Opfer zu der in den Nürnberger Prozessen gegebenen Zahl hinzugefügt werden müssen.

So geschah es auch in Bernburg, wo 1875 eine psychiatrische Anstalt errichtet wurde.
Während des Spätsommers im Jahre 1940 fiel ein Teil des Geländes an die "Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege", und es begann dort die sogenannte „Euthanasie geisteskranker Patienten”, eine von den Nationalsozialisten verschleiernde Bezeichnung für das Morden, ähnlich der Bezeichnung „Endlösung der Judenfrage”.

In Bernburg befindet sich eine der beiden einzigen noch erhaltenen Gaskammern, in der 8.601 Menschen während der „Aktion T4” den Tod fanden.

Nach 1945 ging das systematische Morden in den Anstalten bis 1948 weiter - das gleiche Personal wie vor 1945 ließ die Insassen verhungern durch Entzug ihrer Essensrationen.

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NSDAP Poster

Mordechai BrachiauDie psychiatrische Anstalt in Bernburg existiert heute noch und ist in Betrieb. Gedenkstätte, psychiatrische Klinik und Forensik (psychiatrischer Maßregelvollzug) befinden sich auf einem Gelände. Im betreffenden Gebäude sind im Keller die ehemalige Gaskammer und der Sezierraum, in den Stockwerken darüber befinden sich die Dienstzimmer der PsychiaterInnen, die sich heute auf das Einsperren und die Körperverletzung durch Zwangsbehandlung mit Psychopharmaka und Elektroschocks beschränken. Die Psychiatrieinsassen schauen aus ihren Schlafräumen auf dieses Gebäude und können - falls sie Ausgang bekommen - einen erbaulichen Spaziergang zu dem Ort machen, an dem sie - hätten sie 65 Jahre früher gelebt - als „Entartete” und „Lebensunwerte” vernichtet worden wären, und der Eingang zur Arbeitstherapie befindet sich am Fuße des Schlotes des ehemaligen Verbrennungsofens...

Weitere Informationen sowie Bilder unter:

www.irren-offensive.de/bernburg.htm
www.deathcamps.org/euthanasia/bernburg.html

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